Dienstag, Februar 14, 2006

Altes inniges Gebet zur schmerzhaften Mutter von Bornhofen a. Rh.

Allerschmerzhafteste Jungfrau Maria! Du wahrer Born der Gnaden! Ich, Dein unwürdiges Kind, komme zu dieser heiligen Kirche, Dich zu besuchen und Dir all mein Herzleid zu klagen. Deswegen falle ich vor Deinem Gnadenbild auf meine Knie, beuge mein Haupt demütiglich vor Dir und grüße Dich von Grund meines Herzens.
Ich erinnere Dich jener betrübten Stunde, da Du Deinen toten Sohn auf Deinen mütterlichen Schoß legtest und mit Deinem mütterlichen Arm umfingst. Sei eingedenk, o Maria, wie Dir damals zumute war, als Du seine tiefen Wunden mit Deinen Augen ansahst, mit Deinen Händen berührtest, mit Deinen Zähren benetztest, mit dem Munde küßtest und an Dein treues Herz drücktest. Ach, wie war Dein mütterliches Herz damals so gar betrübt und wie mitleidsvoll beklagtest Du den unschuldigen Tod Deines eingeborenen Sohnes.
Durch dies traurige Geheimnis und durch die bitteren Schmerzen, die damals Deine Seele durchdrangen, bitte ich, o Maria, drücke Dein herbes Weh in meine sündige Seele, auf daß ich das bittere Leiden Deines Sohnes mit Dir schmerzlich betraure und meine schweren Sünden, welche Dich und Deinen Sohn in so großes Herzeleid gebracht haben, bitterlich beweine.
O Trösterin der Betrübten! Wegen der großen Traurigkeit, die Du in jener Stunde empfandest, bitte ich demütiglich, tröste meine betrübte Seele in all ihrer Not und stärke mein verzagtes Herz in all seiner Kleinmütigkeit. In diesem Deinem gnadenreichen Tempel, vor diesem hehren Gnadenbilde gieße ich mein bedrängtes Herz aus und klage Dir, wie ein Kind seiner Mutter, alle meine Nöten und Armseligkeiten. O heilige Mutter von Bornhofen! Lasse den Brunnen Deiner mütterlichen Gnaden über mich quellen und lasse das Wasser Deiner mildesten Barmherzigkeit über mich fließen. Aus diesem Deinem Gnadenbrunnen haben viele tausend betrübte Herzen getrunken und sind an Leib und Seele mächtig gestärkt worden. Ach, so lasse mich Armseligen auch einer von diesen sein und lasse mich nicht ohne Trost von Deinem Gnadenbilde scheiden. Ich opfere Dir mein Geet, das ich allhier gesprochen, und ich opfere Dir all meine Andacht, so ich auf dem Wege und an dieser heiligen Stätte verrichtet habe. Du wollest dies alles in Deinem süßen Herzen verbessern und Deinem liebsten Sohn zu seiner größeren Ehre und zu meinem Seelenheil aufopfern. Opfere ihm auch all mein Tun und Lassen, mein Kreuz und Elend, meine Sorgen und Geschäfte, mein' Leib und Seel', mein Leben und Sterben. In meinem bitteren Todeskampf stehe mir bei und erinnere Dich alsdann, daß ich heute zu Deiner Ehre die Wallfahrt verrichtet und Dich allhier von Herzen um Barmherzigkeit angerufen habe, auf daß ich durch Deine Hilfe in meiner Todesanst gestärkt, selig von dieser Welt abscheide. Amen.

(Vorstehendes Gebet, entnommen er Pfarrchronik in Camp a/Rh, wurde um 1790 zum erstenmal gedruckt in der Krabbenschen Kurfürstlichen Hofbuchdruckerei zu Koblenz.)

Appr. eccl. München, 18. August 1930, Erzb. Ordin. (Josef Müller, München 13)

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